Dezember 2013 Kunstwerk im Fokus

Richard Pietzsch: Münchner Schulweg

Wege der Kindheit

Das Gegenwärtige wiedergeben und so für die Zukunft bewahren, Gesichter der Stadt und ihrer Menschen, Stimmungen, Lebensgefühle, kurz: die flüchtigen Essenzen des Augenblicks zu einem dauerhaften Bild zusammenzufügen, so verstand der Maler Richard Pietzsch seine Kunst. Das Motiv des Gemäldes "Der Schulweg" ist denkbar unspektakulär. Wir sehen eine Straße in München, zwischen Asamschlößl und Tierpark Hellabrunn, wo sie beginnt, die Isarleite hinaufzusteigen. Ein Kleinbürgerhaus der Jahrhundertwende, ein provisorischer Holzschuppen und die leuchtenden Tupfer der Emaille-Werbeschilder, mit denen ein Krämer auf seine Ware (darunter Maggi) aufmerksam macht und die Kinder, die aus der Schule nach Hause strömen - aus diesen Mosaiksteinen setzt der Künstler sein Bild von der Münchner Vorstadt zusammen. Die scharfe nasse Luft eines Wintertages scheint von den Schneefeldern und dem entblößten rotbraunen Hang aufzusteigen. Im stumpfen Licht des Winternachmittags entfaltet der Künstler seine koloristische Kunst, um die Stimmung heraufzubeschwören: Eine Vielzahl farbiger Abstufungen von Weiß über Blau zu Grau gleitet in der Schneefläche ineinander über, in den Farbklang fügen sich das ernste Dunkelgrün der Nadelbäume in Winterruhe, das feuchtigkeitsgesättigte Braun der Erde ebenso wie das anheimelnde Biedermeier-Ocker des Hauses mit den knalligbunten Werbeversprechen aus der kleinen Konsumwelt. "Jeden Winkel der näheren Umgebung hat der Künstler mit scharfem Malerauge ausfindig gemacht ... und Zug um Zug ist in den Bildern eine kaum bekannte Münchner Vorstadtwelt dargestellt worden (Ulrich Christoffel).

Mehr zum Künstler unter: www.richard-pietzsch.de

Richard Pietzsch (1874-1972):

Der Schulweg, 1937
Öl auf Leinwand, 93 x 123 cm
rechts unten signiert und datiert, rückseitig betitelt
originaler Rahmen der Zeit. Richard-Pietzsch-Archiv-Nr.: 288
Ausstellungen:
- Richard Pietzsch. Gemälde als Zeitgeschichte, Galerie von Abercron, München 1987, ganzseitige Katalog-Abbildung S. 26
- Gedächtnis-Ausstellung, Baukunst-Galerie, Köln, 1988
Literatur: Richard Pietzsch. Gemälde. Landschaften, Stadtbilder, Stilleben. Katalog der Galerie von Abercron, München 2014, S. 92 f.
   
  Oktober 2013 Kunstwerk im Fokus

Christian Rohlfs: Bunter Sommerblumenstrauß

Farbenrausch und Blütenpracht

"Gegen 1913 bahnt sich die Zeit der Reife an", schreibt Paul Vogt in seinem Oeuvre-Katalog der Gemälde Christian Rohlfs' (S. 17), und dieses Gemälde eines Blumenstrausses in Vase von ca. 1915/1916 ist ein hervorragendes Beispiel für die nunmehr erlangte Meisterschaft der Mittel: leuchtende Farben, kompakte Formen, ein wuchtiger und dichter Bildaufbau sowie ein kraftvoller, vibrierender Pinselstrich verbinden sich zu einer Komposition, die durch ihre explosive Vitalität und Farbpracht besticht.

Das Gemälde stammt aus dem Besitz des Juristen und Politikers Dr. Hans Luther (1879-1962), den seine politische Karriere vom Oberbürgermeisteramt in Essen zur Reichskanzlerschaft in der Weimarer Republik (1925-1926) führte. Er unterhielt Kontakte unter anderem zu Max Liebermann und Ernst Ludwig Kirchner. Seinem unermüdlichen Einsatz verdankte die Stadt Essen 1922 die Etablierung des ursprünglich in Hagen beheimateten Folkwang-Museums und dessen hochbedeutender Sammlung moderner Kunst. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit kann wohl die Bekanntschaft mit dem Schaffen des in Hagen wirkenden Christian Rohlfs' und damit auch der Erwerb dieses Gemäldes gesehen werden.

 

Christian Rohlfs: Blütenstrauß

Christian Rohlfs (1849-1938):

Bunter Sommerblumenstrauß, um 1915/1916
Tempera auf dünnem Karton, 65 x 49.5 cm unten links monogrammiert: Christian Rohlfs
im Christian-Rohlfs-Archiv unter der Nr. CRA 87/13 geführt
mit Echtheitsbestätigung des Christian-Rohlfs-Archivs
im Osthaus-Museum Hagen vom 28.10.2013
Provenienz: Dr. Hans Luther, seitdem Familienbesitz
Preis auf Anfrage

   
 

September 2013 Kunstwerk im Fokus

Richard Pietzsch: Auf dem Oktoberfest

Zwischen Achterbahn und Bavaria

Von Herzmanovsky-Orlando bis Achternbusch haben im 20. Jahrhundert vor allem Schriftsteller das große Münchner Volksfest literarisch verewigt. Mit Richard Pietzschs Zeichnungen vom Oktoberfest kann man jetzt auch mit den Augen einen Wiesn-Bummel machen. Sie versetzen den Betrachter zurück in die Zeit der 1930er Jahre. Der Künstler durchstreift die Budengassen, schlendert durch das wogende Hin und Her der Schaulustigen, beobachtet aber auch die stillen Momente des großen Amüsierbetriebs, in denen die Maschinen auf dem menschenleeren Platz ruhen. In einer Folge von Studien hält er den Aufbau der Achterbahn fest, deren Stahlskelett dem Himmel mit einem fast surrealistischen Geflecht aus Linien entgegenwächst. Für die Momentaufnahmen aus dem urbanen Leben hat der Künstler eine zeichnerische Stenographie entwickelt. Rasch und sicher notierte Konturen, nervöse Schraffuren und vibrierende Hell-Dunkel-Übergänge erlauben ihm, das pulsierende Leben und die brodelnde Vitalität eines Wiesn-Besuchs vor über 80 Jahren dem Betrachter der Gegenwart höchst lebendig vor Augen zu führen.

Mehr zum Künstler unter: www.richard-pietzsch.de

Oktoberfest Zeichnung

Richard Pietzsch:
Kettenkarussell auf dem Oktoberfest

Kohlezeichnung, 28 x 35.6 cm,
signiert und datiert 1932
Provenienz: Aus dem Künstlernachlass

   
 

August 2013 Kunstwerk im Fokus

Felix Samuel Pfefferkorn: "Am Wasser"

Sommergrüße

Eine junge Frau sitzt am Wasser, den Blick zum Horizont gewandt. Architektur, Mobiliar und Gewandung deuten eine griechische Szenerie an. Im Hintergrund glitzern die weißen Schaumkronen auf dem Wasser, das eine leichte Brise bewegt, und das schlanke Segel eines Boots durchschneidet den Horizont. Pfefferkorn entwirft mit kraftvollen Strichen und Farben eine Ideallandschaft, die am Mittelmeer ebeno wie an seinem geliebten Bodensee verortet sein könnte. Es ist weniger eine präzise lokalisierbare Landschaft, als eine Stimmungslandschaft, geprägt von der jungen Frau, die den Bild-Mittelpunkt bildet. Ihr Blick geht über das Bild hinaus, nicht zum fernen Horizont, sondern in den Raum links des Bildrandes, nah und unsichtbar zugleich. Was sie sieht, was sie sucht, bleibt dem Betrachter verborgen. Wie für Feuerbachs Iphigenie scheint vor ihrem Auge eine imaginäre Landschaft zu entstehen, die der Betrachter nicht sehen, aber einfühlend nachvollziehen kann. Die Sommerlandschaft am Wasser wird erweitert zu einem Sehnsuchtsort, der affektiv aufgeladen wird mit hoffnungsvoller Erwartung und Nostalgie des Abschieds.

Mehr zum Künstler unter: www.felix-pfefferkorn.de

Felix Samuel Pfefferkorn: Gemälde

Felix Samuel Pfefferkorn: "Am Wasser"

Acryl auf Malplatte, 60 x 50 cm
rechts unten monogrammiert
Felix-Samuel-Pfefferkorn-Werkverzeichnis Nr. XIII-64

 

   
 

Juli 2013 Kunstwerk im Fokus

Heiko Pippig: "Die Vögel", 2010

Auf Flügeln des Gesanges

Musensöhne par excellence sind sie, die Vögel. Im Frühling und Sommer füllen sie von früh bis spät Wald und Flur mit ihrem Gesang. Das Konzert der Vögel wird für den Maler zur synästhetischen Herausforderung: die Übersetzung der Ton-Vielfalt in ein visuelles Erlebnis. Unter der türkisblauen Kuppel des Himmels im schattenlosen Mittagslicht lauscht der Künstler den schmetternden Klängen der Vögel und übersetzt sie in ungebrochene, ohne Übergänge nebeneinandergesetzte Farb-Fanfaren. Wie in einem Crescendo schwellen die Farben vom dunklen Bildrand zum hellen Mittelpunkt an, um sich im Zentrum zu einem satten Farbtonteppich zu überlagern. Heiko Pippig zieht alle koloristischen Register und verschmilzt in diesem Gemälde die Gesänge der Vögel in einen farbigen Sinnesrausch.
Mehr zum Künstler unter: www.heiko-pippig.de

Heiko Pippig Gemaelde

Heiko Pippig: "Die Vögel", 2010

Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm
rechts unten signiert und datiert
     
 

Juni 2013 Kunstwerk im Fokus

Hans Olde: "Tunis Stadt", 1926

Auch eine Tunis-Reise

Ein Vortrag des großen Kunstkritikers Julius Meier-Graefes Anfang der 1920er Jahren brachte die Wende. Vieles hatte der junge Hans Olde (1895-1987) bereits erfahren können und erleiden müssen: als Kind hatte er beobachtet, wie Friedrich Nietzsche, Alfred Lichtwark und Lovis Corinth im väterlichen Haus zu Weimar ein- und ausgingen, den Plan, Konzertpianist zu werden, verwarf er wieder um des Studiums der Literatur und Philosophie willen, bis ihm in vier Jahren als Frontsoldat in Flandern von 1914-1918 vorerst der Glaube an das Schöne und Gute abhanden kam. Als rettender Rückweg ins Leben erwies sich die Kunst. Die Begegnung mit der Zeichenkunst der italienischen Renaissance schärfte sein Formbewußstein und Julius Meier-Graefe weckte mit einem Vortrag über van Gogh die Begeisterung für die moderne Malerei. 1926 reiste Olde nach Nordafrika, um im südlichen Licht neu sehen zu lernen. Im Gemälde "Tunis Stadt", das die Reise-Eindrücke aus Tunesien verarbeitet, fließen beide Inspirationsquellen zusammen: der anspruchsvolle Bildaufbau mit Blick über die verwinkelte Altstadt vom leicht erhöhten Standpunkt aus beweist kompositorische Souveränität. In gebrochenen Weißtönen, perlmutterner Bläue und warmem sandigen Gelb schimmern unter dem verschleierten Wüstenhimmel die Häuser der Stadt Tunis.

Hans Olde  Moderne Kunst

Hans Olde d.J.: "Tunis Stadt", 1926

Öl auf Leinwand, 51 x 73 cm, unten rechts signiert
im handgearbeiteten Galerie-Rahmen mit Echtgold-Auflage
Provenienz: Aus dem Künstler-Nachlass
Literatur (jeweils mit Abbildung):
Horst G. Ludwig (Hrg.): Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert,
6. Band, Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst, S. 145
Hans Olde: Gemälde, Aquarelle aus fünf Jahrzehnten. Katalog der Galerie von Abercron, Köln-München, 1979, S. 6
     
 
April 2013 Pressemitteilung

Erich Waskes Komponistenbildnisse

Studio-Ausstellung in der Galerie von Abercron vom 23.4. bis 16 5. 2013

Triptychon der Romantik

2012 jährte sich der Geburtstag des Komponisten und Klaviervirtuosen Franz Liszt zum 200. Mal, ein Jahr später feiert die Musikwelt die 200. Wiederkehr des Geburtstags Richard Wagners, des Schwiegersohnes von Liszt. Diese Folge von Jubiläen ist Anlass für die Galerie von Abercron, eine Studio-Ausstellung mit Komponisten-Porträts des Berliner Expressionisten Erich Waske zu zeigen. Waske schuf in den 1960er Jahren eine Reihe von Bildnissen berühmter Persönlichkeiten, zu denen auch die Trias Hector Berlioz – Franz Liszt – Richard Wagner gehörte. Mit ihrem Werk sind Anfang, Höhepunkt und Ende der musikalischen Romantik umspannt. Erich Waske erspürte die Affinität zwischen ihren Werken und seinem malerischen Schaffen. Der führende Kunstkritiker der Moderne, Will Grohmann, hat auf die „hohe Musikalität“, die den Gemälden Waskes innewohnt, hingewiesen, und die Kunstkritik prägte für Waske den Begriff des „Farbsymphonikers“. In Waskes Werk sind es vor allem die rhythmisch schwingenden Konturen und der Lyrismus der Komposition, die diesen Rückgriff auf die musikalische Metaphorik nahelegen. Seine glühende Farbigkeit und der expressiv gesteigerte Ausdruck schlagen den Bogen zu dem Schaffen der großen Komponisten der Romantik. Über die Jahrzehnte hinweg tritt der Maler mit Gleichgesinnten in den Dialog.
Die Ausstellung: "Erich Waske: Komponistenbildnsse" ist von Dienstag bis Donnerstag zwischen 13 und 16 Uhr in der Galerie von Abercron, Bodenseestraße 216, zu besichtigen.

Erich Waske: Ausstellung bei Galerie von Abercron
 

Erich Waske: Liszt

Erich Waske: Berlioz

Erich Waske: Richard Wagner

     
 

März 2013 Pressemitteilung

Die Galerie von Abercron auf dem Münchner Börsentag 2013

Kunst = Kapital

Das Schlagwort, unter das die Galerie von Abercron ihren diesjährigen Auftritt auf dem Münchner Börsentag 2013 am 16. März 2013 gestellt hat, gewann angesichts der neuen wirtschaftlichen Entwicklungen eine besondere Aktualität. Auf der Suche nach einer sicheren Anlage entdecken immer mehr Anleger die Kunst. Besonderes Potential bietet die Zeitgenössische Kunst, wie die Galerie exemplarisch anhand des Werks von Heiko Pippig zeigte; eine Auswahl von großformatigen Werken des Künstlers war Demonstrationsobjekt und zugleich Blickfang für die Besucher der Messe. Zahlreiche Interessenten nutzten die Gelegenheit, um sich im persönlichen Gespräch über die Chancen einer Investition in Kunstwerke zu informieren. Im Mittelpunkt standen Werterhalt und kontinuierliches Entwicklungspotential des Kunstkaufs als Kapitalanlage in Sachwerte. Bei aller wirtschaftlicher Theorie konnten sich die Besucher aber auch ein Bild davon machen, dass die „Aktie an der Wand“ eine besondere Bereicherung für die Lebensqualität im persönlichen Umfeld bietet.

Einblicke in den Veranstaltungsort mit Stand der Galerie von Abercron auf dem Börsentag München am 16.03.2013

Heiko Pippig Börsentag München 2013

Börsentag München 2013

 

Galerie von Abercron: Börsentag

     
 
Februar 2013 Pressemitteilung

Gerhard Elsner. Der Maler der Zwischenwelten

Verlängerung der Ausstellung
in der Galerie von Abercron

Die Ausstellung mit Werken des Malers Gerhard Elsner wird bis Ende April 2013 verlängert. Noch bis zum 25. April haben Kunstinteressierte die Möglichkeit, sich anhand ausgewählter Ölgemälde und Plastiken aus den Schaffensjahren von 1962 bis 2009 einen Überblick über das Lebenswerk Gerhard Elsners zu verschaffen.

     
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